Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

mm_ebooks_06_2017

HEUTE IST DER TAG, an dem Marc Kapello Lopoe seine Krücken ab- legt. Der 18-Jährige lehnt an einem Ge- länder und wartet. Er ist nicht der Ein- zige: In dem Innenhof, der an die Werk- statt für Prothesen hier in Nairobi an- grenzt, sind alte und junge Menschen, Männer und Frauen versammelt. Die Ge- sichter der Wartenden lassen erraten, woher sie kommen. Und welcher Krieg sie Beine oder Arme gekostet hat. Die Wartenden sitzen in Grüppchen beieinander, unterhalten sich, essen, schlafen. Sie haben ganz offensichtlich Zeit mitgebracht. Vielleicht, weil es für die meisten von ihnen keinen Ort gibt, an den es sie drängt, heimzukehren. Oder, weil in diesem Zentrum für Prothesen in Nairobi ohnehin nur ein einziger Mensch über ihre Zeit bestimmt, nämlich Samson Okware Oluku. Der 60-jährige Prothe- senmacher herrscht über dieses Reich künstlicher Gliedmaßen. Er bewegt sich bedächtig zwischen den modellierten Körperteilen und ruft die Wartenden ei- nen nach dem anderen auf, wenn ihre Zeit gekommen ist. Samson selbst stammt aus Uganda und ist vor Jahrzehnten nach Kenia ge- gangen. In Uganda verbreitete die brutale Rebellengruppe Lord Resistance Army (LRA) damals Angst und Schrecken. 23 Jahre arbeitet er bereits in dieser Werk- statt in der kenianischen Hauptstadt Nai- robi. An Patienten hat es in all den Jah- Das Flüchtlingslager Kakuma beherbergt Der 18-jährige Marc (o.) wartet, dass Samson Okware Oluku (u.) seine Prothese anpasst. 16 | missio 6/2017

Seitenübersicht