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mm_ebooks_06_2017

Norm ISO 129 zertifziert. Der Raum wird heruntergekühlt auf 21 Grad Celsius, die Luftfeuchtigkeit beträgt 65 Prozent. An- selme Kaboré sagt: „Wir stellten fest: Un- sere Baumwollfaser ist zu kurz gewor- den.“ Um einen ganzen Millimeter war die Faserlänge mit dem Monsanto-Pro- dukt geschrumpft. Dabei war Baumwolle aus westafrikanischer Herstellung in Fachkreisen für ihre längeren Fasern be- kannt gewesen. „Damit haben wir unser Gütesiegel verloren“, sagt der Chef von Sofitex. Auf dem umkämpften Weltmarkt ist das ein Fiasko. Baumwolle ist ein Pro- dukt, das in den Ländern des globalen Südens, von China und Indien, Südame- rika über Tansania und Mali geerntet wird. Aber auch die hochtechnisierten USA mischen noch immer mit. Und in den Textilfabriken Asiens wird daraus un- sere Kleidung, die in der westlichen Welt möglichst billig zu haben sein soll. Ein weltweites Geschäft. Auf den Feldern aber, dort, wo auf halbhohen Stauden die weißen Fasern wachsen, ist alles noch immer harte Hand- arbeit. Bauer Bognini Boyoun aus Koum- bia bei Bobo-Dioulasso besitzt 16 Hektar Anbaufläche. Seinen Erntehelfern, heute sind es zwölf, bezahlt er 500 CFA am Tag. „Und ein warmes Essen“, wie er be- tont. Er ist jetzt wieder auf die konven- tionelle Baumwolle umgestiegen, nach- dem er zuvor lange Zeit das Monsanto- Produkt verwendete. „Wir haben gehört, dass der Weltmarkt mit uns nicht mehr zufrieden war.“ Seine Erfahrungen waren gemischt: Er brauchte damals weniger Pestizide, das schon. Aber dafür war das Saatgut viel teurer. „Die konventionellen Samen kos - ten mich 3 000 CFA pro Hektar. Für die Gen-Saat habe ich 27000 CFA bezahlen müssen“, sagt Herr Boyoun, während er sein Feld in der heißen Sonne des späten Vormittags begutachet. Die Gen-Saat ist viel zu teuer – sie kostet neun Mal so viel „So etwas kann ich mir gar nicht leisten“, sagt dagegen Hélène Kabré. Sie ist eine Baumwollbäuerin aus einem kleinen Dorf, etwa eineinhalb Autostunden von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt. Für die modernen Samen müsste sie ei- nen Kredit aufnehmen. „Aber ich ver- diene dann mit der Ernte gar nicht ge- nug, um das Geld wieder zurückzuzah- len.“ Ihr Feld gehört ihr selbst. Sie hat es übernommen, als ihr Mann starb. Jetzt sorgt sie als Witwe allein für ihre sechs Kinder. Immerhin, der älteste ist gerade zum Militär gegangen, dort hat er sein Auskommen – solange es im Land fried- lich bleibt. Hélène Kabré und ihre Nachbarinnen haben noch vor acht Uhr morgens mit der Ernte begonnen, pflücken die weißen Wollfasern aus den Sträuchern, hoffen, dass sich ihre Hände nicht an den harten Zweigen aufreißen. Wenigstens kommen hier keine Chemikalien zum Einsatz, die an vielen Orten ohne Schutzkleidung und ohne Anleitung versprüht werden. Denn Hélène Kabré baut nach der Bio-Me- thode an, also ohne chemische Dünger, ohne Pestizide. Sie verwendet stattdes- sen Mist, Mulch, Dung, achtet darauf, dass ihr Feld abwechselnd bepflanzt wird. Damit verdient sie weniger als die Im Labor von Anselme Kaboré in Bobo-Dioulasso: Hier entdeckten die Kontrolleure, dass Gen- Baumwolle nicht die gewünschte Qualität liefert. „Wir stellten fest: Unsere Baumwollfaser ist zu kurz geworden.“ Anselme Kaboré, im Labor von Sofitex 34 | missio 6/2017

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