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mm_ebooks_01_2018

VORSICHT SATIRE GLOSSE:N BIN ICH FROH, DASS ICH NICHT DABEI WAR, ALS ... ... die Schokolade erfunden wurde. FAST ZWÖLF KILO Schokolade ver- zehrt der Deutsche pro Jahr und liegt damit sogar noch vor den Schweizern. Dabei haben die sie doch erfunden. Oder? Nein, alles hat er jetzt auch nicht gleich erfunden, der Schweizer. In Wirklichkeit waren es die Azteken, die hunderte Jahre vor Christus in Mexiko zum ersten Mal ein bitteres Getränk gewurzt mit Kakao, Vanille und Cayennepfeffer tranken und nicht ahnen konnten was sie damit an- richten. Wäre es nur bei dieser Rezeptur ge- blieben, sie hätte bestimmt nicht die Jahr- hunderte uberlebt. Aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Schokolade ist per se nichts Schlechtes. Sie schmeckt außerordentlich gut und kann an- geblich sowohl den Blutdruck senken als auch das Risiko fur Herzinfarkt oder Schlaganfall verringern. Nur dumm, wenn man bei regel- mäßigem, ubermäßigem Verzehr zwar nicht am Herzinfarkt, wohl aber an Herzverfettung stirbt. Weil wir es einfach immer ubertreiben mussen. Die Spanier zum Beispiel verzehren nur um die drei Kilo jährlich. Das erklärt endlich auch die Größenangaben bei Zara. Während eine deutsche Standardfrau mit schlanker Kleidergröße 38 versucht sich in eine XL- Hose von Zara zu beuteln, gleitet die glutäu- gige Spanierin anscheinend rehgleich hinein. Dieselbe rehgleiche Spanierin ubrigens, die sich wohlgemerkt erst um 21.30 Uhr durch eine Pfanne Paella schlemmt, die sie danach noch nicht einmal kalorienraubend putzen muss, zumindest wenn sie in Villariba wohnt. Es muss an der Hitze liegen oder an unseren Supermärkten. Spätestens ab Februar wird man dort mit Osterhasen attackiert: dunklen, hellen, weißen und solchen, die klappern kön- nen. Die bleiben dafur bis April. Dann kommt auch schon die Sommerschokoladenwelle mit Limette-Chia-Joghurt oder Mango-Lassi-But - ter milch, deren Verzehr sich so gesund anfuhlt wie ein Wochenende in der Karibik. Und je- der will doch ein bisschen Karibik. Kaum ist der Sommer vorbei ist man prak- tisch gezwungen sich mithilfe der endlich wie- derverfugbaren Mon Chéri einen sauberen Schwips anzuessen. Außerdem muss man ja die Zeit uberbrucken, bis endlich im Septem- ber wieder die Schokoladennikoläuse im Re- gal stehen. Die dunklen, die hellen, die weißen und solche, die klappern können. Das ist er, unser unerschutterlicher Schokoladenkreis- lauf. Wir leben einfach in einem Land, in dem Schokolade immer Saison hat. Und gerade deshalb weiß ich, wäre ich damals dabei ge- wesen in Mexiko, ich hätte diesen Azteken or- dentlich was erzählt! Was ihnen uberhaupt einfällt und dass sie nicht um ein Funferl ein Verantwortungsbewusstsein hätten, wenn sie uns heute mit ihrer bescheuerten Erfindung tagtäglich eine Unmenge an Selbstkontrolle abverlangen. Und dass es ihnen schon recht geschieht, wenn ihre göttliche Erfindung ir- gendwann kiloweise im schmuddeligen Jog- ginganzug auf ausgeleierten Couchgarnituren verzehrt wird. Und dann hätten sie vielleicht ihr Rezept fur sich behalten, den Mayas nix davon erzählt und ich sturbe eines Tages zwar vielleicht an einem Herzinfarkt, aber wenigs - tens in einer Hose von Zara. A n h a d g o B a n i t r a M : o t o F FRANZISKA WANNINGER geboren 1982, trieb ihre Familie schon früh mit ihrem Rededrang und ihrem Hang zum Dramatischen in die Verzweiflung. Doch bevor die gebürtige Niederbayerin den Schritt auf die Kabarett-Bühne wagte, machte sie eine Ausbildung zur Fremd sprachenkorrespondentin, lebte einige Zeit in den USA und studierte Schauspiel, Germanistik und Amerikanistik. 2011 feierte sie schließlich mit ihrem ersten Solo - programm als Kabarettistin Premiere. Seitdem begeistert sie ihr Publikum mit ihrem einzigartigen bayerisch- komödiantischen Talent. Weitere Infos und Tourplan: www.franziska-wanninger.de 30 | missio 1/2018

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