Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

mm_ebooks_01_2018

VOR ORT KENIA „Kenia ist ein gutes Land. Was uns fehlt, ist die Staatsbürgerschaft.“ BARNABÉ Barnabé mit Raissa beim Teffen mit jungen Flücht lingen, Barnabés Mutter zu Hause an der Nähmaschine. 36 | missio 1/2018 tisch und eine Kochplatte. Das Wichtigs - te an der Unterkunft aber liegt außerhalb der klapprigen Eingangstür: „Unsere Nachbarn helfen uns“, sagt Merci. „Wir sind nicht allein, das ist unser Glück.“ Das Glück hat System und einen Na- men: Tushirikiane nennen sich die Nach- barschaftsgruppen, zu deutsch „Solidari- tät und gegenseitige Unterstützung“. Es sind Familien, die aus Ruanda, Burundi und dem Kongo stammen. Die Heraus- forderungen sind für sie oft die gleichen. In Kenia sind die offiziellen Sprachen Englisch und Suaheli. In Ruanda, Bu- rundi und im Kongo wird aber – neben den lokalen Sprachen – Französisch ge- sprochen. „Bei den alltäglichen Proble- men hilft es, sich austauschen zu kön- nen“, sagt Charles Sendegeya. Er ist Ko- ordinator von Tushirikiane. Der gebür- tige Ruander ist selbst aus seinem Heimatland geflohen, musste sich in den Bergen des Kongos verstecken und schließlich in Kenia eine neue Existenz aufbauen. „Ich habe selbst erfahren, was es bedeutet, alles zu verlieren und um sein Leben zu fürchten. Und ich weiß, wie schwierig es ist, nicht den Mut zu verlie- ren, sondern im fremden Umfeld von Neuem zu beginnen“, sagt der verheira- tete Familienvater von zwei Kindern. „Unser Ziel ist, dass die Flüchtlinge einan - der unterstützen. Wenn ich mich für an- dere einsetze und sehe, dass sich etwas zum Besseren wendet, verschwindet mein Gefühl von Ohnmacht“, betont Charles Sendegeya. Das Gefühl von Hilflosigkeit zu verrin- gern, ist eines der wichtigsten Ziele des Vereins. Darum bringen Charles Sende- geya und die vielen Engagierten, die mit ihm arbeiten, immer wieder die Flücht- linge zusammen. Heute treffen sich junge Leute, die meisten sind um die 20. Raissa, Barnabé und Zamzam sind für Tushiri- kiane im Einsatz. Heute sind sie zu dem Treffen gekommen, um den versammel- ten Jugendlichen Mut zuzusprechen. Und Ideen zu vermitteln, wie sie trotz ih- rer schwierigen Lage als Fremde im Land etwas für sich und andere tun können. Alles ist besser als nichts zu tun „Uns dreien ist es ganz gut gelungen, etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Raissa. „Wir wollen die anderen ermuti- gen, auch etwas anzufangen. Alles ist bes- ser als nichts zu tun!“ Raissa ist als Kind burundischer Eltern in Nairobi geboren. Sie kennt das kenianische Schulsystem und hat es aufs College geschafft. Sie stu- diert soziale Arbeit und verdient das Geld für die Studiengebühren mit einem Wochenendjob in einem Kinderheim. Barnabés Familie stammt aus Burundi. Er selbst arbeitet nebenbei bei einem Ra- diosender. Politischer Journalist zu wer- den, das könnte er sich gut vorstellen. Sein Englisch ist fehlerfrei: „Manche un- serer Landsleute sind zwar hier, aber mit dem Kopf sind sie noch in ihren Hei- matländern. Ich würde sie am liebsten wachrütteln und ihnen zurufen: Kommt doch endlich hier an! Hier ist euer Le-

Seitenübersicht