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mm_ebooks_03_2017

TIBETER IN NEPAL Die Unterdrückung begann in den 1950er Jahren, als die chinesische Regierung sich immer mehr in Tibet einmischte, das zu diesem Zeitpunkt über ein unab- hängiges Staatswesen verfügte. Der tibetische Buddhismus wurde verdrängt, Bauern wurden enteignet und Aufstände niedergeschlagen. Schließlich musste auch das Oberhaupt der Tibeter, der Dalai Lama, fliehen. 1959 reiste er als Sol- dat verkleidet nach Indien ein. Gemeinsam mit der tibetischen Exilregierung, die international nicht anerkannt ist, residiert er bis heute im indischen Dha- ramsala. Von dort fordern die exiltibetischen Vertreter eine weitgehende Auto- nomie für die Tibeter innerhalb Chinas, was Peking jedoch bis heute ablehnt. Die chinesische Regierung vertritt die Meinung, dass Tibet historisch gesehen Jahr- hunderte lang zu China gehörte und es somit auch nie illegal besetzt wurde. Diesen politischen Standpunkt bekommen auch die etwa 20 000 Tibeter zu spü- ren, die im kleinen Nachbarland Nepal leben. „China übt immer mehr Druck auf die nepalesische Regierung aus. Die Angst, die Tibeter nicht mehr unter Kontrolle zu haben, geht über die Grenzen Chinas hinaus“, berichtet ein katholischer Priester, der in Nepal lebt. Seine Identität zu verraten, könnte für ihn die Ausweisung aus dem Land bedeuten. „Das Leben wird in Nepal für Tibeter immer schwieriger“, sagt der Kirchenmann. „An jedem tibetischen Festtag belagern hunderte bewaffnete Polizisten die buddhistischen Stupas und Klöster, um Versammlungen von Tibetern zu unterbinden. Organisationen, die das Wort ‘Tibet’ oder ‘tibetisch’ im Namen enthalten, werden verboten – so ging es zum Beispiel dem tibetischen Jugendfuß- ballverein.“ Nepal, das eingezwängt zwischen Indien und China liegt, ist wirtschaftlich auf beide großen Mächte an- gewiesen. Es wird sich politisch nicht quer stellen wollen. „Selbst die Geschichte Tibets zu lehren ist in Nepal untersagt“, sagt der Priester. „Offiziell gibt es hier keinen Ort, der Tibet heißt,es gibt nur Tibeter – eine Ethnie, die immer schon in China gelebt hat.“ missio 3/2017 | 37

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