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mm_ebooks_03_2017

cherheitsrates, umgeben von Edelholz- paneelen und einem herrlichen Wand- teppich, die Hand gehoben, um eine In- tervention der UNO in Syrien abzuleh- nen. (...) Für die UNO ist das Vetorecht heute eine Geißel. Es ist schuld an der Ohn- macht der Vereinten Nationen. Genauer, an ihrer Unfähigkeit, ihre wichtigste Funktion wahrzunehmen, für kollektive Sicherheit auf unserem Planeten zu sor- gen. In Tartus, bei Latakia, unterhalten die Russen ihren einzigen Flottenstütz- punkt im Mittelmeer, dank eines Abkom- mens, das 1971 zwischen der UdSSR und dem baathistischen Syrien geschlossen wurde. So schützt Russland den Schläch- ter von Damaskus und sichert zugleich seine logistische Basis in Tartus. Im Westen des riesigen Sudan, auf dem Gebiet des antiken Sultanats Darfur, er- leiden drei afrikanische Völker (Animis - ten und Christen) entsetzliche Gräuel, die ihnen auf Geheiß von General Umar al-Baschir, dem islamistischen Diktator von Khartum, zugefügt werden. Hun- derttausende von Männern, Frauen und Kindern dieser Viehzüchterstämme – Massalit, Fur und Zaghawa – wurden be- reits von den Männern des Generals ge- tötet, verstümmelt oder verbrannt. Oft wurden sie auch durch vorsätzlich orga- nisierten Hunger oder Brunnenvergif- tung umgebracht. Mithilfe ihrer Söldner, den Dschandschawid, kreisen Soldaten des Regimes die Dörfer ein, treiben die Bewohner in ihre Hütten zurück und ver- brennen sie bei lebendigem Leib. Der Sudan ist ein wichtiger Erdölpro- duzent. Sein Hauptabnehmer ist China. 2015 kamen 11 Prozent des in China ver- brauchten Erdöls aus Port Sudan. Seit sechs Jahren verhindert das chinesische Veto jede Interven- tion der Vereinten Nationen im Sudan. Heute versuchen 1,8 Millionen Paläs - tinenser in dem 360 Quadratkilometer großen Getto von Gaza zu überleben. Seit 2006 leidet das Getto unter einer voll- ständigen und rücksichtslosen Blo ckade der israelischen Streitkräfte – Heer, Luft- waffe und Marine. Im Gazastreifen gras- Die Vorschläge von Kofi Annan beru- hen auf gesundem Menschenverstand und sind heute noch genauso wertvoll wie damals. Die Aufhebung des Veto- rechts im Fall von Verbrechen gegen die „Acht Mal hat der russische Botschafter die Hand gehoben, um eine Intervention der UNO in Syrien abzulehnen.“ sieren jetzt Nierenerkrankungen, weil das Grundwasser verschmutzt ist und weil Is- rael keine Baumaterialien und Geräte hi - neinlässt, die erforderlich wären, um die durch die Bombenangriffe zerstörten Kläranlagen zu reparieren. Im Kranken- haus Al-Shifa reicht der Vorrat an Krebs- mitteln bei Weitem nicht aus. Ungefähr alle zwei Jahre bombardiert Israel den Gazastreifen, dessen Wohn- viertel, Schulen, Krankenhäuser; dabei tötet es Tausende von Bewohnern und verstümmelt weitere Zehntausende. Die Vereinigten Staaten bringen alle Initiati- ven der UNO zum Erliegen, die dazu die- nen könnten, die Bevölkerung des Gaza- streifens zu schützen. (...) Während seiner gesamten Amtszeit (1997-2006) litt Generalsekretär Kofi An- nan unter der Institution des Vetorechts und der Lähmung der UNO selbst bei entsetzlichsten kriegerischen Verhältnis- sen wie in Somalia und Ex-Jugoslawien. Als er sein Büro im 38. Stockwerk des UNO-Wolkenkratzers in New York aufge- ben musste, hinterließ er, gewissermaßen als sein Vermächtnis, einen Reformplan für den Sicherheitsrat. (...) Menschlichkeit hätte die UNO aus ihrer Lähmung befreit. Die Rotation der stän- digen Sitze hätte die Zusammensetzung eines Sicherheitsrates ermöglicht, die den tatsächlichen wirtschaftlichen, finan - ziellen und politischen Verhältnissen unter den Staaten besser entsprochen hätte. Doch 2006 zerschellte dieses Re- formprojekt an einer Betonmauer – der Ablehnung der fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates. Der Plan ver- schwand in den New Yorker Schubladen der Organisation. Doch heute, o Wun- der!, ist man im Begriff, ihn wieder her- vorzuholen. A j IHRE MEINUNG INTERESSIERT UNS! Immer wieder scheitern Friedensbemühungen, weil die Großmächte sich nicht einigen können. Welche Hoffnungen gibt es? Wenn Sie möchten, schreiben Sie uns! missio Redaktion „missio magazin“ Pettenkoferstraße 26-28, 80336 München redaktion@missio.de missio 3/2017 | 9

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