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mm_ebooks_04_2017

VOR ORT BURKINA FASO VOR ORT UGANDA leben von mehr als einem Euro pro Tag. Die Menschen aber, die Tag für Tag zu Tausenden aus dem Südsudan nach Nord- uganda kommen, haben nicht einmal mehr das: 750 000 Südsudanesen haben in ihrer Heimat alles zurückgelassen und im Nachbarland Zuflucht gesucht, seit die Gewalt im Juli vergangenen Jahres im Südsudan nochmals eskalierte. „Radio Pacis leistet einen großen Bei- trag dazu, dass die Südsudanesen hier friedlich aufgenommen werden“, sagt Pater Tonino Pasolini. Der 80-jährige Comboni-Missionar, dem man sein Alter kaum glauben möchte, hat den Sender gemeinsam mit der amerikanischen Lai- enmissionarin Sherry Meyer aufgebaut und mittlerweile auf eine Größe von rund 100 Mitarbeitern gebracht. Der Ita- liener hat 40 Jahre in Uganda zuge- bracht. Er spricht fließend Lögbara, die wichtigste der lokalen Sprachen in der Gegend. Uganda hat ihn adoptiert und er Uganda mit seiner qualvollen und blu- tigen Geschichte: dem Erbe des Dikta- tors Idi Amin, dessen Gewaltherrschaft 400 000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Und der Grausamkeit des in einem nordugandischen Dorf geborenen Jo- seph Kony, der Kinder zu Soldaten der „Lord´s Resistance Army“ machte und zum Morden und Plündern verdammte. Uganda, ein Land, dessen Naturschön- heit so überwältigend ist wie das Grau - en, das die Menschen hier erlebt und einander angetan haben. „Die Älteren hier erinnern sich noch, dass sie selbst in den Süden des Sudans und in den Kongo fliehen mussten. Das ist sicher ausschlaggebend dafür, dass die Ugander ihre Nachbarn großzügig willkommen heißen”, sagt Pasolini. Ugan- da ist das drittgrößte Aufnahmeland Ostafrikas nach Kenia und Äthiopien. Aber während die beiden anderen Län- der große Flüchtlingslager in abgelege- nen Gebieten errichtet haben, keine Ar- beitsgenehmigung erteilen und Flücht- lingen keine Möglichkeit bieten, legal Land zu erwerben, verfolgt Uganda die liberalste Flüchtlingspolitik. Das be- ginnt schon bei der Benennung: Uganda spricht von „settlements“, also Siedlun- gen. Anderswo spricht man von Flücht- lingslagern. „Nach drei Jahren halbieren wir die Essensrationen“ Eine dieser Siedlungen heißt Rhino- camp, weil sie nahe am Nationalpark liegt und die Nilpferde sich hier aus- ruhten. Rhinocamp beherbergt knapp 90 000 Menschen, ist in sechs Zonen und 33 Dörfer unterteilt. Nur fünf Pro- zent der Flüchtlinge hier stammen nicht aus dem Südsudan, sondern aus Ländern wie dem Kongo und Burundi. In Rhino- camp sei die Kapazitätsgrenze erreicht, sagt der stellvertretende Siedlungs- Kommandant. Etwas weiter weg werde eine neue Siedlung erbaut, die weiteren 125 000 Menschen Raum bieten soll. Und Land: „Wer hier ankommt, erhält 30 mal 30 Meter, um sich ein Haus zu bauen“, erklärt der Armee-Mann. „Dazu kommen 50 mal 50 Meter, um Ackerbau zu betreiben.“ Bis etwas wächst, sind die Neuankömmlinge freilich abhängig von Hilfe von außen: den Essenslieferungen der Vereinten Nationen. „Nach drei Jah- ren halbieren wir die Rationen, nach fünf Jahren werden sie gestrichen“, sagt der Vizekommandant. Wer dann nicht heim- kehren kann, muss wirtschaftlich auf ei- genen Beinen stehen. Heimkehren. Nichts wünscht sich Re- becca Nyanci mehr als das. Aber an Rückkehr ist für die 40-Jährige, deren Beine zerschmettert sind und die auf Krücken angewiesen ist, nicht zu den- ken. Zu Hause im südsudanesischen Landesteil Jonglei ist niemand mehr. „Meinen Mann haben sie 2014 erschos- sen“, sagt die Dinka-Frau. Sie ist dank- bar, dass sie es mit ihren sechs Kindern überhaupt hierher geschafft hat. „Aber zurückgehen? Das werde ich nicht mehr erleben.“ Peter Gatkuoth, 46 hat die Heimkehr einmal versucht, nämlich 2011, als der Südsudan unabhängig wurde und die PATER PASOLINI: „Radio Pacis leistet einen großen Beitrag dazu, dass die Südsu- danesen hier friedlich aufgenommen werden“ missio 4/2017 | 19

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