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mm_ebooks_04_2017

BLICKWECHSEL DEUTSCHLAND Hoffnung und Terror „NUR PROFESSOREN, das kann kein Land brauchen, auch nicht Ägypten“. Alexander Radwan formuliert pointiert. Ägypten habe eine hochgebil- dete Bevölkerung, die aber keine Arbeit finde, sagt er. „Den Sohn oder die Tochter eine Aus- bildung machen zu lassen, wie es in Bayern hochgeschätzt ist – das kommt den Leuten nicht in den Sinn.“ Und dann zählt er all die Probleme auf, die das Land am Nil mit sich trägt: eine Be- völkerung von 92 Millionen Menschen, die jährlich um zwei Millionen Menschen wächst. Fünf Millionen Flüchtlinge im Land. Die am Boden liegende Wirtschaft. Den eingebroche- nen Tourismus, von dem das Land lebt. Die Inflation, die die ägyptische Mittelschicht Tag für Tag ärmer werden lässt. Und eben den Bildungssektor, dem Radwan eine komplett neue Ausrichtung geben würde. Wäre er ägyptischer Politiker Alexander Radwan: „Was ist die Alternative zum Dialog?“ und nicht deutscher. Für Alexander Gamal Radwan ist Ägypten immer ein besonderes Land, und auch eines, das er besser versteht und tiefer kennt als andere CSU-Bundestagsabgeord- nete. Alexander Radwan ist katholisch, sein Heimatort ist Rot- tach-Egern, er saß fünf Jahre lang im bayerischen Landtag, neun Jahre im Europaparlament und zog 2013 in den Bundes- tag ein. DEBATTE UMS ISLAMGESETZ Mit dem Land am Nil verbindet ihn seine Familie: Sein Va- ter ist als Ingenieur nach Deutschland gekommen. Er musste sich die deutsche Staatsbürgerschaft vor Gericht erstreiten. Es mag dieser persön - liche Hintergrund sein, der Radwan immer wieder dazu bringt, in seiner Partei Positio- nen zu beziehen, die auffallen. So bei der Debatte um das Is lam- gesetz. Radwan ist überzeugt, dass die Muslime in Deutsch- land einen modernen, europäischen Islam verdienen – und ihn wollen. Daher schlug er vor, die Finanzierung von 24 | missio 4/2017 Moscheen aus dem Ausland einzufrieren. In Deutschland dürfe es keine fremdsprachigen Hass pre dig ten in Hinterhofmo- sche en mehr geben, so der Ge- danke. Zugleich müsse es aber eine Art Steuer für Muslime geben, mittels derer der deutsche Staat den muslimischen Gemeinden die Möglichkeit böte, sich selbst zu finanzieren. Andere Stim- men halten dagegen, dass schließlich auch die Kirche glo- bal agiere und Christen in der islamischen Welt unterstütze. Vor allem der Frage, wie und sogar ob ein Dialog mit dem Is- lam möglich ist, begegnet Rad- wan immer wieder. „Fragen Sie sich einfach: Was ist die Alter- native?“, kontert er dann auch fast unwirsch, als er bei dem Gespräch in der Hanns-Seidel- Stiftung zur aktuellen Lage der Christen in Ägypten gefragt wird, ob der Dialog mit dem Is- lam überhaupt möglich sei. „Fragen Sie sich doch einfach: Was ist die Alternative zum Dia- log?“ wiederholt er. Es folgt betretenes Schweigen. „Wenn wir über verfolgte Christen sprechen, so lassen Sie uns auch da- rüber sprechen, wie liberale Muslime verfolgt werden“ fordert er. Das findet, meint Radwan, viel zu wenig Beachtung. Das Gespräch in der CSU-nahen Stiftung findet kurz vor dem Palmsonntag statt, an dem die Welt mit Grauen nach Ägypten blickt: Terroranschläge auf zwei Kirchen bringen Tod und Leid über die Gläubigen, die zum Gottesdienst gekommen sind. „Das sind terroristische Kräfte, die versuchen, das Land gezielt zu schwächen“, wird Alexander Radwan später dazu sa- gen. „Die Bevölkerung war selbst entsetzt. Das ist die perfide Strategie derer, die Hass säen wollen.“ Es scheint, dass das ak- tueller denn je ist, was der ägyptische Präsident al-Sisi an der Al-Azhar-Universität, einer der wichtigsten Einrichtungen des sunnitischen Islams, eingefordert hat: einen Islam, vor dem sich die Welt nicht fürchten muss. A k r a t S z t i r F , ) 2 ( e e j r e h k u M h p o t s i r h C : s o t o F

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