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mm_ebooks_04_2017

STICHWORT DAMASKUS SR. LOLITA HUSSEIN: „Wann hat dieser Krieg denn nun endlich genug Blut unschuldiger Frauen und Kinder gefordert?“ ZUR LAGE IN SYRIEN Die „Schwestern vom Guten Hirten“ haben sich auf der ganzen Welt zur Aufgabe gemacht, Frauen und Kindern zu helfen, die in Not sind. Im Nahen Osten wird ihre Arbeit seit mehr als fünf Jahren vom Syrien-Krieg bestimmt, der Anfang 2012 als Volks - aufstand gegen die Regierung von Baschar al-Assad begann und sich zu einem grausamen Konflikt entwickelte. Nicht zuletzt der Aufstieg des „Islamischen Staates“, aber auch die Bombardements durch die Assad- Regierung und ihre Verbündeten trieben Hunderttausende in die Flucht, vor allem in die Nachbarländer Libanon und Türkei. Wer noch in Syrien geblieben ist, kämpft täglich ums Überleben. In ihrem Bericht beschreibt Schwester Lolita Hussein, wie die „Schwestern vom Guten Hirten“ in der Hauptstadt Damaskus 228 Flüchtlingsfamilien mit Schuhen und Kleidung wie Jacken, Wintermäntel, Hosen und Hemden versorgen konnten. Finanziert wurde das Projekt von missio München. 8 | missio 4/2017 Die Kinder von Dam DIE KRISE IN SYRIEN ist jetzt in ihr sechstes Jahr gegangen. In den bishe- rigen fünf Jahren des Krieges sind tau- sende Kinder geboren und aufgewach- sen. In fünf langen Jahren haben ihnen der Hunger und die Heimatlosigkeit ihre Zukunft weggefressen. Diese fünf Jahre haben großes Leid über die ganze syri- sche Gesellschaft gebracht – aber viel- leicht sind die Kinder die größten Opfer in diesem nicht mehr enden wollenden Konflikt. Die Zukunft erscheint für sie nur noch düster. Heute leben 1,2 Millio- nen Kinder als Flüchtlinge in anderen Ländern. Tausende Flüchtlingskinder ka- men zur Welt seit der Konflikt begann. Kinder wurden getötet, verstümmelt, verhaftet, abgeschlachtet. Sie wurden Opfer der schlimmsten psychischen und körperlichen Qualen. Sie müssen mitan- sehen, wie andere sterben. Sie werden gezwungen, selbst Waffen in die Hand zu nehmen und müssen lernen, wie man an- dere Menschen tötet. 8,4 Millionen Kin- der sind vom Krieg betroffen. 2,9 Millio- nen Kinder unter fünf Jahren haben in ihrem Leben noch nie etwas anderes gesehen als Krieg; und fast 7 Millionen Kinder leben in Armut. Ein Drittel aller schulpflichtigen Kinder geht nicht mehr zur Schule. In den Gesichtern der Kinder sind keine Spuren der Jugend mehr zu sehen. Seit Jahren graben sich die Sor- genfalten tief in ihre Gesicher. Damit nicht genug: Syrische Kinder wurden zum Lieblingsmotiv für die Ti- telseiten von Zeitungen, Magazinen und Nachrichtensendungen. Man zeigte sie blutüberströmt, gezeichnet vom Schutt und Asche der Bomben, umgeben vom schwarzen Rauch. Oder sie lagen ster- bend am Meeresufer, vom Sand be- deckt. Aber was hat das bewirkt? Wann hat dieser Krieg denn nun endlich ge- nug Blut unschuldiger Frauen und Kin- der gefordert? Das ist die Geschichte unseres Hei- matlandes Syrien, voller Dunkelheit, Tod, Unglück. Wir „Schwestern vom Guten Hirten“ wollten dem etwas ent- gegensetzen, ein Lachen für die Kinder, ein Zeichen der Hoffnung und des Frie- dens geben. Wir hatten dabei mit eini- gen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Stromversorgung brach immer wieder zusammen. Das Mobilfunknetz funktio- nierte nicht richtig, weil immer wieder Sendemasten zerstört wurden – so war es schwer, mit den betroffenen Familien in Kontakt zu treten und die Verteilung zu organisieren. Wegen der Benzin- knappheit war es schwierig für die Leute, unsere Einrichtung zu erreichen. Dutzende Menschen warteten stunden- lang auf einen Bus, der niemals kam. Oder die Straßen waren von Soldaten und Sicherheitskräften abgesperrt, so- dass die Menschen stundenlange Um- wege in Kauf nehmen mussten. Aber wir haben unsere Arbeit so gut wie möglich gemacht. „Jeder Tag, der an uns vorüberzieht, ist wie ein ganzes Jahr“ – mit diesen Wor- ten betrat eine Frau namens Aisha unsere Einrichtung und bat uns um Hilfe. Wir gaben ihr Schuhe und Kleidung für ihre Kinder. Wir hörten ihr zu, wie sie uns ei- nen Teil ihrer Geschichte erzählte. Dann gingen wir mit ihr zu ihrem Haus im Stadt- teil Jaramana. Ihr „Haus“ besteht aus ei- nem einzigen langen, tristen Raum, der früher einmal ein Teil eines Ladens war. Die Familie mietete den Raum, nach- dem sie aus einem Vorort von Damaskus geflohen war. Aisha ist 45 Jahre alt. Sie begrüßte uns, und wir lernten ihre Fami- t a v i r p : s o t o F

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