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mm_ebooks_04_2017

nes sein, der Anteil am gesamten Pro- dukt ist relativ klein. Anders bei einem Stoff wie Kupfer. Zu 15 Prozent besteht ein Smartphone aus Kupfer und dessen verschiedenen Verbindungen. Kupfer lei- tet Strom, und etwa zehn Gramm Kup- fer befinden sich in den Kabeln und Drähten eines jeden Handys. In Sambia, einem südlichen Nachbarn des Kongo, leben die Menschen seit vie- len Jahrzehnten in Frieden. Stammes- kämpfe und Bürgerkriege sind ihnen im Wesentlichen erspart geblieben. Aber der „Rohstofffluch“ wirkt auch hier. Im Norden des Landes befindet sich der „Kupfergürtel“, das wichtigste Kupferge- biet in Afrika. Hier dominiert der Schwei- zer Bergbaukonzern Glencore die größ- ten Teile des Marktes. Doch während der Konzern gute Ge- winne macht, spüren die Einheimischen wenig vom Aufschwung im internationa- len Rohstoffhandel. Die Mine von Mo- pani verpestete die Luft mit giftigen Ab- gasen. In der Gegend des Verhüttungs- werks in Mufulira stieg der Anteil von Schwefeldioxid in der Luft auf bis zu 5640 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt dagegen einen Richtwert von nur 20 Mikrogramm. Menschen erkrankten an Asth ma, der Kupferbergbau nahm ihnen buchstäblich die Luft zum Atmen. Dagegen regt sich Widerspruch von Umweltschützern und Menschenrechts- organisationen. Auch die katholische Kirche Sambias beteiligt sich daran. Sie wurde bestärkt durch das Lehrschreiben „Laudato Si!“, in dem Papst Franziskus zu einem größeren Schutz der Umwelt und der Schöpfung aufruft. Die sambi- sche Bischofskonferenz erklärte im April 2016: „Wir erkennen an, dass Bergbau Arbeitsplätze schafft und unserem Land Einnahmen bringt. Aber wir fordern die Minenbetreiber auf, dass sie verantwor- tungsbewusst handeln und die Bedürf- nisse der Umwelt ernst nehmen.“ Proteste wie dieser bleiben nicht un- gehört. Niemand, auch ein internationa- ler Konzern nicht, steht gern am welt- weiten Pranger. Der Schweizer Konzern Glencore hat im Lauf der Zeit immer IM VORDERGRUND ROHSTOFFE wieder versucht, die Bedingungen in der Mine von Mopani zu verbessern, baute zum Beispiel 2014 eine neue Filteran- lage, um die Abgase zu verringern. 2016 ließ Glencore die Mine vorübergehend schließen, um, wie der Konzern mitteilte, 950 Millionen Dollar in Modernisierung zu investieren und die Lebensdauer der Mine zu verlängern. Auch von „Sozial- programmen zum direkten Nutzen der lokalen Bevölkerung“ war die Rede. Zu- gleich verloren aber 4000 Mitarbeiter ihren Job. Konzerne müssen reagieren Internationaler Druck soll auch die Be- dingungen in den Coltan-Minen des Kongo verbessern. Per Gesetz („Dodd- Frank Act“) sind US-Unternehmen schon seit 2011 verpflichtet, auf Konfliktminera- lien zu verzichten. Ende 2016 erließ die Europäische Union eine Verordnung, die den Import von Konfliktrohstoffen unter- verpflichtet, ausschließlich sogenannte „konfliktfreie“ Rohstoffe zu erwerben und zu verarbeiten.“ Das Unternehmen orientiert sich an den Vorgaben der OECD und lässt sich seit mehreren Jah- ren zertifizieren. Der niederländische Hersteller „fairphone“ bietet inzwischen ein nach Angaben des Unternehmens weitgehend fair produziertes Smart phone an. Große Firmen wie Apple und Intel wollen da nicht zurückbleiben und beto- nen inzwischen, dass sie keine Konflikt- mineralien mehr in ihren Produkten ver- wenden. Wie weit diese Maßnahmen wirklich greifen, ist umstritten. Selbst in zertifi- zierten Coltan- und Kupferminen bedeu- tet die Suche nach Rohstoffen vor allem: harte Arbeit für die Schürfer, die oft knie- tief im Wasser stehen oder in dunkle Erdstollen hinunterklettern müssen und dort mit bloßen Händen oder einfachen Schaufeln graben. Bilder aus einer zertifizierten Kupfermine im Kongo. Die niederländische Firma fairphone versucht dort, unter halbwegs menschenwürdigen Bedingungen Rohstoffe zu gewinnen. binden oder zumindest minimieren will. Auch der deutsche Rohstoffhändler H.C. Starck mit Sitz in Goslar und München, der um 2001 und 2002 noch einer der Hauptabnehmer von Coltan aus dem Kongo war, hat im Februar 2017 öffentlich erklärt: „H.C. Starck verurteilt entschie- den alle Aktivitäten im Zusammenhang mit der illegalen Ausbeutung von Minera- lienlagerstätten, egal wo diese Aktivitäten stattfinden. Deshalb haben wir uns dazu Ein Report des Magazins „Dissent“ beschreibt außerdem, dass Gesetze und Zertifizierungsmaßnahmen vor allem ei- nen großen Schwarzmarkt erzeugt ha- ben. Nun würden schmutzige Mineralien eben unter der Hand verkauft. Lokale Mi- nenbosse, skrupellose Milizenführer und dubiose Aufkäufer hätten längst ein trag- fähiges Netzwerk entwickelt, um ihre Produkte an allen Kontrollen vorbei zu schleusen. A CHRISTIAN SELBHERR missio 4/2017 | 23

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