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mm_ebooks_04_2017

VORSICHT SATIRE GLOSSE:N BIN ICH FROH, DASS ICH NICHT DABEI WAR, ALS ... ... die politische Korrektheit auf den Müllhaufen der Geschichte wanderte. POLITISCHE KORREKTHEIT ist doof. Sie macht die Menschen aggressiv, weil sie sie gängelt, ihnen Vorschriften macht, alles verbietet und eben einfach ein Anti-Frei- heitskonzept ist. Vor allem aber ist sie ver- logen. Da sie die Menschen zwingt anders zu sein und zu reden, als es ihrem eigentli- chen Wesen entspricht. Wenn jemand in sei- nem tiefsten Innern rassistische, sexistische oder chauvinistische Gefühle hegt, dann sollte er die auch öffentlich mitteilen dürfen, ohne gleich dafür vom Gutmenschen-Main- stream an den Pranger gestellt zu werden. Die Wahrheit muss man immer sagen dürfen und wenn die Wahrheit ist, dass ei- nem fremde Menschen oder selbstbewusste Frauen Angst machen, dann muss es auch erlaubt sein, dies zu äußern, ohne dafür gleich als rückständig oder intolerant ge- brandmarkt zu werden. Mehr noch, man sollte es auch so sagen dürfen, dass es wirk- lich alle kapieren. Selbst die, denen es ganz genauso geht, wenn nicht noch schlimmer, die ansonsten aber leider große Probleme haben, überhaupt irgendwas zu verstehen. Viele Befürworter und Wähler des aktu- ellen US-Präsidenten führen als Argument für ihre Haltung an, dieser Präsident sei we- nigstens ehrlich. Das ist auf den ersten Blick erstaunlich, bedenkt man, dass er beispiels- weise in den ersten 50 Tagen seiner Amts- zeit auf einen Schnitt von 3,3 klar nach- weisbaren Lügen täglich kam. Während des Wahlkampfes war dieser Wert sogar noch höher. Doch das ist egal, denn die Wert- schätzung seiner Ehrlichkeit bezieht sich nicht auf sachliche Äußerungen, sondern darauf, dass er ganz frei und ungefiltert sagt und twittert, was er wirklich denkt und fühlt. Keinen Hehl aus seiner Geringschät- zung für Frauen macht, sich naiv und un- schuldig seinen Gewalt- und Folterphanta- sien hingibt oder Menschen mit Behinde- rungen nachäfft. Noch vor einiger Zeit hätte jeder einzelne dieser Vorfälle seine politi- sche Karriere auf einen Schlag beendet. Eben in dieser düsteren, freudlosen, verlo- genen Phase der Tyrannei dieser verdamm- ten „Political Correctness“. Doch das haben wir ja nun endlich überwunden und stehen nun vor einem goldenen Zeitalter voll sprachlicher Verrohung, Diskriminierung, Intoleranz und dem erbitterten Widerstand einzelner Gruppen gegen alles, was nicht dazu gehört und stört. Nicht immer schön, aber wenigstens ehrlich. Wenngleich es auch Kritiker dieser neu - en Zeit und ihrem Umgangston gibt, die be- dauern, wie sich alles entwickelt hat. Einige von ihnen meinen, die wütenden Menschen würden nur deshalb ihre Verachtung gegen- über anderen so laut und wüst rauskrakee- len, weil man es ihnen früher verboten hat. Das war einfach ungesund. Daher trägt die politische Korrektheit letztendlich die Schuld an der heutigen Verrohung. Nach dieser Logik könnte man auch schlussfolgern, wenn man heute Mord nicht mehr unter Strafe stellen würde und dann eine Menge Leute anfangen zu morden, liegt die Ursache für die vielen Morde im Wesentlichen darin, dass es solange verbo- ten war. Also lasst uns das Verbot zu mor- den aufheben, das ist wenigstens ehrlich. Man könnte aber auch sagen, es gibt wohl nichts erbärmlicheres, als in der heutigen Zeit und Stimmung noch immer zu denken, die politische Korrektheit wäre unser Prob - lem. Doch da würde man es sich wahr- scheinlich zu einfach machen. Wie immer. A . m . e . r / l u a G g r o e G - s n a H : o t o F HORST EVERS V V VVVVV geboren 1967, ist Autor und Kabarettist. Bevor er sich für ein Leben auf der Bühne entschied, studierte er Deutsch und Sozialkunde auf Lehramt. Eine Stelle bei der Post kündigte er 1993. Seitdem verdient er sein Geld mit Schreiben und Vorträgen. Evers war Mitgründer der Berliner Vorlesebühnen „Dr. Seltsams Frühschoppen“ und „Mittwochsfazit“. Mit seinem Kollegen Benedikt Eichhorn tourt er heute regelmäßig mit den „Bezirksliedern“ durch die Berliner Stadtteile. Für seine Solo-Programme erhielt Evers bereits mehrere Auszeichnungen. Weitere Infos und Termine: www.horst-evers.de 28 | missio 4/2017

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