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mm_ebooks_04_2017

Das Erz Coltan ist eine Kombination der Kristalle Columbit und Tantalit. Seine Geschichte ist ein Beispiel für den „Res- sourcenfluch“, von dem so viele afrikani- sche Länder geplagt werden. Der Abbau von Coltan könnte die Wirtschaft des Kongo ankurbeln und die Entwicklung des Landes vorantreiben. Doch in erster Linie sorgen die Gewinne aus der Coltan-Jagd dafür, dass Rebel- lenführer und Bürgerkriegsmilizen ihren bewaffneten Kampf finanzieren können. Nach dem Völkermord in Ruanda 1994 flohen Tausende hinüber ins Nachbar- land Kongo, das damals noch Zaire hieß. Unter den Flüchtlingen waren auch viele Hutu-Kämpfer, die den hunderttausend- fachen Tod am Volk der Tutsi mit verübt hatten. In den Flüchtlingslagern ver- steckten sie sich, wollten sich neu for- mieren. Die Armeen Ruandas und Ugan- das griffen ein, das riesige Reich des grei- sen Diktators Mobutu zerfiel. Der Kongo taumelte in einen Krieg, den manche als „Afrikanischen Weltkrieg“ bezeichnen. Als nun ab etwa 1999 oder 2000 der weltweite Aufstieg der Mobiltelefonie be- gann und schließlich mit der Erfindung des Smartphones ihren Höhepunkt fand, schufteten Tausende Kongolesen als Schürfer in den Minen des Ostkongo. Der Export der Funde wurde zum ganz gro- ßen Teil über Ruanda abgewickelt. Das Land gilt seit einigen Jahren als Mus - terschüler in der internationalen Ent- wicklungszusammenarbeit. Dass dieser Aufstieg – neben einem autoritären Re- gierungssystem – vor allem auf der Aus- beutung des Nachbarlandes Kongo grün- det, wird oft verschwiegen. Die Coltan- Jäger und ihre Mittelsmänner fanden in internationalen Rohstoffhändlern dank- bare Abnehmer. Die Jagd nach Kupfer und Coltan In den vergangenen zehn Jahren wurden weltweit rund sieben Milliarden Smartphones hergestellt. Sie haben die alltägliche Kommunikation enorm vereinfacht, aber das hat einen hohen Preis: Der Abbau der Rohstoffe für Mobiltelefone und deren Weiterverarbeitung geschieht unter erbärmlichen Umständen. EIN KLEINES STÜCK KONGO hat jeder von uns zu Hause, schreibt der belgische Autor David Van Reybrouck in seinem Buch über das so ferne Land in Afrika: „Egal welches Mobiltelefon, wel- chen MP3-Player, DVD-Recorder, Laptop oder welche Spielkonsole man aufbricht, man findet im Innern ein kleines grünes Labyrinth, auf dem allerlei Unbegreifli- ches festgesteckt ist. Die tropfenförmi- gen, grellbunten Perlen, das sind die Kon- densatoren. Wenn man sie aufkratzt, hält man ein Bröckchen Kongo in der Hand.“ Coltan heißt der begehrte Rohstoff, der sich heutzutage in jedem Smart - phone findet. Rund 30 Prozent des welt- weiten Coltan-Abbaus findet in der De- mokratischen Republik Kongo statt. Der Fluch der Rohstoffe Doch „Konfliktmineralien“ wie Coltan (und andere, zum Beispiel Kobalt und Wolfram), sind nur ein Teil der Geschichte. Es braucht gar nicht unbedingt einen krie- gerischen Konflikt, es muss gar nicht un- bedingt Blut an unseren Handys kleben. Mineralien wie Coltan mögen lebens- wichtige Bestandteile eines Smartpho- e n o h p r i a f : s o t o F 22 | missio 4/2017

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